Wenn du dein Unternehmen aufbaust und schlussendlich erweitern willst, wirst du früher oder später in Erwägung ziehen, weltweit zu verkaufen. Im Vergleich zum regulären Versand erwarten dich beim internationalen Versand weitere Herausforderungen, die du vorab abwägen musst. Eine gründliche Recherche, gute Organisation und ein allgemeines Verständnis deiner Zielmärkte sind nur einige Punkte, die hierbei zu beachten sind.
Wie gelingt dir der internationale Versand also? Wir zeigen dir, was du unbedingt beachten musst und wie du vorgehst, um deiner Kundschaft internationalen Versand anbieten zu können.
Warum sollte ich internationalen Versand anbieten?
Indem du internationalen Versand anbietest, kannst du weitere Märkte erschließen, deinen Kundenkreis erweitern und deine Umsätze steigern. Natürlich solltest du vorher abwägen, ob genug internationales Interesse an deinen Produkten besteht, sodass sich der Prozess auch lohnt.
Was versteht man unter internationalem Versand?
Unter internationalem Versand versteht man ganz einfach jeglichen Versand, der außerhalb deines Heimatlandes beziehungsweise der EU stattfindet.
Das ist deshalb so wichtig, da du innerhalb deines eigenen Landes den inländischen Vorschriften unterliegst. Verschickst du jedoch deine Ware beispielsweise in die USA, unterliegst du den dort geltenden Gesetzen und Vorschriften. Dazu benötigt es etwas Vorbereitung und kann für viele eine Herausforderung darstellen, da man sich schnell in den unterschiedlichen Regelungen verlieren kann.
Lesetipp: Für den internationalen Versand fehlt dir noch die nötige Reichweite? Kein Problem! Wir zeigen dir, wie du deine Produkte vermarkten kannst.
Setze dich mit deinem Zielmarkt auseinander
Um deinen internationalen Versand so effizient wie möglich zu gestalten, solltest du dir deine Zielmärkte bewusst etwas genauer ansehen. Du denkst, du kennst deine Zielgruppe und hast ein wirksames Konzept entwickelt? Deine internationale Zielgruppe weicht möglicherweise von deiner bestehenden Kundschaft ab und setzt andere Maßnahmen oder sogar Produkte voraus. Du willst schließlich nicht alles in Bewegung setzen für den internationalen Versand, um dann schlussendlich keine Bestellungen zu erhalten oder deine Kund:innen nicht zufriedenstellen zu können.
Es kann also gut sein, dass du beispielsweise deine Preise und Lieferzeiten an deine internationalen Märkte anpassen musst. Nicht nur, weil andere Regelungen und Vorschriften gelten, sondern auch weil deine internationale Kundschaft andere Anforderungen an dein Unternehmen hat.
Passende Versanddienstleister finden
Internationaler Versand bedeutet auch gleichzeitig neue Versanddienstleister.
Besonders bei der Wahl des passenden Versanddienstleisters lohnt es sich, etwas Zeit und Recherche zu investieren, denn du willst schließlich sicherstellen, dass du das beste Angebot nutzt und nicht unnötig hohe Kosten bezahlst.
Möglicherweise hast du bereits einen Versanddienstleister in deinem Heimatland, der auch internationalen Versand anbiete. Du solltest dich also informieren, aber trotzdem andere Dienstleister kontaktieren und die Angebote im Detail vergleichen.
Dabei kommt es vor allem darauf an, eine gute Kombination zu finden, denn neben dem Preis sollte auch die Versandgeschwindigkeit stimmen. Ein niedriger Preis bringt dir nicht viel, wenn deine Kundschaft ewig auf ihre Artikel warten muss.
Beim internationalen Versand hast du grundsätzlich die Wahl zwischen drei Arten von Versanddienstleistern. Beachte hier, dass es immer darauf ankommt, was du genau anbietest und wie schnell die Lieferung bei deiner Kundschaft ankommen soll.
1. Postdienste
Zu Postdiensten zählt beispielsweise auch die Deutsche Post. Sie kümmern sich sowohl national als auch international um den Paketversand und arbeiten dabei mit Partnern.
Ein großer Vorteil der Deutschen Post oder anderen Postdiensten ist, dass sie sehr vertrauenswürdig und in der Regel zuverlässig sind. Jedoch gibt es beim internationalen Versand einen Haken, denn nachdem die Grenze überquert wurde, übernimmt ein anderer Paketdienst. Hier besteht oft das Problem, dass die Nachverfolgung deines Pakets sich schwierig gestaltet und du wenig Kontrolle über den Lieferprozess hast.
2. Paketdienste
Eine weitere Option bieten internationale Paketdienste wie DHL, DPD oder UPS.
Diese Dienstleister verfügen meist über ein großes und vor allem zuverlässiges, internationales Netzwerk. Demnach bieten sie schnellen Versand und eine gute Sendungsverfolgung, sodass du deinen Kund:innen transparente Informationen zu ihren Bestellungen geben kannst.
Jedoch sind DHL, DPD und Co. auch dementsprechend teuer, was wiederum die Kosten für deine Kundschaft erhöht.
3. Speditionen
Eine Spedition agiert als Vermittler und Organisator. Das heißt, sie vermitteln zwischen dir und dem gewählten Versandunternehmen.
Dadurch hast du vor allem weniger Aufwand und kannst dich im besten Fall bei dem Austausch mit dem Versandunternehmen auf die Spedition verlassen. Jedoch ist es auch hier wahrscheinlich, dass du mit höheren Kosten rechnen musst.
Deine Entscheidung sollte davon abhängen, wie groß deine Artikel sind, welche Versandzeiten du anbieten möchtest, dem Preis sowie die Zuverlässigkeit und Transparenz des Unternehmens. Bei Kund:innen kommt es beispielsweise in der Regel nicht gut an, wenn sie ihre Sendungen nicht verfolgen können und keine Informationen von Händler:innen zum Status ihrer Sendung erhalten. Deswegen solltest du darauf achten, dass du einen Dienstleister wählst, der es dir ermöglicht, dass du diese Informationen selbst verfolgen und bereitstellen kannst.
Lesetipp: So gelingt dir der Einstieg in den Cross-Border E-Commerce mit Shopify.
Versandkosten
Du hast den passenden Versanddienstleister gefunden? Jetzt heißt es: Versandkosten bestimmten.
Beim internationalen Versand gibt es im Vergleich zum regulären Versand einige Besonderheiten, die die Versandkosten beeinflussen können. Dazu zählen unter anderem Zölle und Steuern, die Versandart, der Paketwert, Entfernung des Ziellandes sowie mögliche Versicherungen und andere Absicherungen.
Bei den meisten Versanddienstleistern werden die Versandkosten je nach Gewicht des Paketes bestimmt.
Das kann beispielsweise so aussehen:
- Versand kleiner Pakete bis X kg: 5 €
- Versand mittlerer Pakete bis X kg: 10 €
- Versand großer Pakete bis X kg: 20 €
Natürlich möchten Kund:innen möglichst wenig für den Versand bezahlen. Unter anderem bieten Versanddienstleister Rabatte für Unternehmen mit einem gewissen Lieferumfang an. Es gibt aber auch andere Strategien, mit denen du die Versandkosten reduzieren kannst.
Lesetipp: Wir geben dir 8 Tipps, wie du effektiv Versandkosten sparen kannst.
Rechtliche Voraussetzungen beim internationalen Versand
Eine große Hürde beim internationalen Versand sind die strengen Kontrollen. Du musst dich also vorab unbedingt darüber informieren, welche Regeln für die jeweilige Zielregion gelten. Es gibt beispielsweise verbotene Artikel oder sonstige Einschränkungen für einige Waren. Je nachdem, welche Produkte du anbietest, kann das eine große Einschränkung für dein Angebot bedeuten.
Welche Gegenstände sind verboten?
Unterschiedliche Länder, aber auch Paketdienste, haben bestimmte Regelungen dafür, welche Produkte man versenden darf und welche nicht. Du musst also unbedingt gründlich recherchieren, um sicherzustellen, dass der Versand deiner Ware legal ist.
Es gibt jedoch einige Produkte, die grundsätzlich nicht ins Ausland verschickt werden dürfen. Dazu zählen:
- Zigaretten
- Benzin oder Öl
- Alkoholische Getränke
- Parfüm und Aftershave
- Feuerzeuge
- Feuerlöscher
- Aerosolsprays
- Magnete
- Beschädigte Batterien
Zudem werden vor allem im internationalen Versand Pakete oft stichprobenartig geprüft. Vor allem Pakete, die beschädigt sind, auslaufen oder seltsam riechen, aber auch schlecht oder seltsam verpackt sind, werden oft zusätzlich geöffnet und kontrolliert.
Pakete, die nicht zulässig sind, werden nicht nur beschlagnahmt, sondern können auch vernichtet werden. Du musst also beim internationalen Versand unbedingt sicherstellen, dass du die geltenden Regeln beachtest, sodass du keine Verluste machst.
Der Zoll
Eine weitere Herausforderung des internationalen Versands stellt der Zoll dar. Informiere dich zuvor über mögliche Zollgebühren deiner Zielländer und informiere deine Kund:innen über die anfallenden Kosten vorab. Am besten nimmst du das Thema Zoll in deine Versandbedingungen auf.
Lesetipp: Unsere Versandbedingungen-Vorlage hilft dir dabei, deine Richtlinien klar aufzuzeigen.
Kosten, mit denen du in jedem Fall rechnen musst, sind Einfuhrzölle, Mehrwertsteuer sowie Bearbeitungskosten für Paketdienstleister. Es ist oft schwer, deiner Kundschaft die genauen Zollkosten mitzuteilen, jedoch solltest du eine ungefähre Schätzung angeben und auch betonen, dass die Kosten höher ausfallen können.
Die Zollkosten nicht zu erwähnen, ist ein Fehler, den du nicht begehen solltest. Denn wenn deine Kundschaft nicht vorab über die möglichen Kosten informiert wurde, kann es sein, dass die Annahme deiner Lieferungen abgelehnt wird und die Kosten dann auf dich zurückfallen. Das bedeutet nicht nur, dass du Geld verlierst, sondern auch Kundschaft, denn es gibt nichts Ärgerlicheres als versteckte Kosten.
Wenn dein Unternehmen sich für den internationalen Versand entscheidet, solltest du darüber nachdenken International Commercial Terms (auch Incoterms genannt) zu entwickeln, die du deinen Kund:innen dann zusenden kannst oder auf deiner Website veröffentlichen kannst.
International Commercial Terms haben unter anderem folgenden Zweck:
- Risikoübertragung: Innerhalb der Incoterms kannst du genau festhalten, wer bei jedem Schritt des Versandprozesses die Verantwortung für die Ware trägt.
- Kostenzuordnung: Du kannst genau festhalten, wer für Versand-, Import-, Versicherungs- und Zollkosten verantwortlich ist.
- Verteilung der Pflichten: Du legst genau fest, wer für den Transport in welche Zielländer verantwortlich ist.
Zollformulare
Sobald du deine Ware außerhalb der EU verschickst, musst du Zollformulare ausfüllen.
Dabei kommt es auf den Paketdienst sowie den Zielort deiner Sendung an. Je nachdem musst du eine Handelsrechnung, eine CN22- oder CN23-Erklärung und ein Ursprungszeugnis ausfüllen.
- CN22: Eine Zollinhaltserklärung für den Versand von Waren mit einem Gewicht bis zu 2 kg und einem Wert von bis zu 425 €. Die Erklärung wird außen an deinem Paket angebracht.
- CN23: Diese Zollinhaltserklärung ist nötig, wenn du Ware mit einem Gewicht von mehr als 2kg und/oder einem Wert von mehr als 425 € verschickst. Da die CN23 größer ist, als die CN22 musst du sie in einem durchsichtigen Umschlag außen an deiner Sendung anbringen. Außerdem musst du deiner Sendung ein zweites Exemplar beilegen.
- Handelsrechnung: Bei jeder Lieferung außerhalb der EU musst du dieses Dokument hinzufügen. Die Handelsrechnung gibt Auskunft über den Inhalt der Sendung und vereinbarte Bedingungen (z.B.: Zollgebühren)
- Ursprungszeugnis: Dieses Zeugnis zeigt die Herkunft eines Produktes auf und gibt Auskunft darüber, in welchem Land es hergestellt wurde.
Außerdem solltest du folgende wichtige Nummern kennen:
- Zolltarifnummer: Sowohl bei der Handelsrechnung als auch der Zollinhaltserklärung musst du die Zolltarifnummer angeben. Diese Nummer ist 6-stellig und von der Weltzollorganisation (WZO) festgelegt. Sie helfen bei der genauen Klassifizierung der Ware.
- EORI-Nummer: Diese Nummer ist wichtig für den schnellen Austausch von Händlerinformationen mit den zuständigen Zollbehörden außerhalb der EU. Wenn du diese Nummer einmal beantragt hast, bleibt sie gleich. Die Zolltarifnummer hingegen wird für jedes Produkt einzeln ermittelt.
Du kannst diesen Prozess vereinfachen, indem du die automatische Erstellung von Zollerklärungen nutzt. Es gibt unterschiedliche Anbieter:innen, die ein konformes Zollformular erstellen, dass du ganz einfach ausdrucken kannst.
Verpacke deine Pakete richtig
Egal, wohin du ein Paket verschickst, es muss einiges aushalten können. Vor allem beim internationalen Versand muss deine Sendung durch den langen Versandweg gut verpackt sein, dass sie ohne Schäden bei deiner Kundschaft ankommt.
Hier sind einige Dos und Don‘ts:
Dos:
- Halte einen Abstand von 6 cm zwischen Artikel und Karton ein
- Nutze Paketband, um die Ecken deines Pakets zu verstärken
- Nutze Füllmaterial
- Nutze besondere Kartons für zerbrechliche Güter und nutze in jedem Fall Füllmaterial
Don’ts:
- Schnüre oder Garn sind nicht dazu geeignet, um dein Paket zu verpacken. Auch als Dekoration sind sie nicht geeignet, da sie den Transport deines Pakets erschweren.
- Vermeide sehr schwere Sendungen
- Vermeide die Nutzung von Zeitungen oder Ähnlichem, um deine Artikel zu verpacken. Womöglich verstößt du so gegen lokale Regeln.
In diesem Video (auf Englisch) zeigen wir dir, wie du deine Lieferungen richtig verpackst und verschickst:
Versicherung bei internationalem Versand
Es besteht immer das Risiko, dass Sendungen beschädigt werden oder sogar verloren gehen. Eine Versicherung macht also vor allem beim internationalen Versand Sinn, denn so schützt du dich und deine Kundschaft.
Normalerweise sind einige Sendungen bis zu einem festgelegten Betrag automatisch versichert. Falls das nicht der Fall sein sollte, kannst du einfach eine Zusatzversicherung direkt über den Dienstleister abschließen.
Natürlich ist eine Versicherung keine Pflicht und hängt ganz davon ab, ob du das Risiko eingehen willst oder nicht. Jedoch setzt du ohne Versicherung nicht nur dich selbst, sondern auch deine Kundschaft einem Risiko aus, was unprofessionell wirkt und nicht gut ankommt.
Retouren beim internationalen Versand
Auch beim internationalen Versand wird es vorkommen, dass Kund:innen nicht ganz zufrieden sind und ihre Artikel gern zurücksenden wollen. Also benötigst du auch für den internationalen Versand Rückgaberichtlinien und einen effizienten Prozess.
Trotzdem besteht weiterhin die Frage, ob du internationale Retouren überhaupt akzeptieren musst. Auch hier gibt es je nach Land unterschiedliche Regelungen, denn in Europa besteht bekanntlich ein 14-tägiges Rückgaberecht.
Jedoch kommt es nicht gut an, wenn du keine Retouren annimmst. Das kann Kund:innen von einem Kauf abhalten und sie abschrecken.
Wenn du Retouren anbietest, solltest du diese so flexibel wie möglich gestalten. Das heißt, dass Kund:innen Paketdienste möglichst selbst wählen können. Außerdem kannst du jedem Paket schon vorab ein vorfrankiertes Retourenlabel beilegen. So stellst du sicher, dass deine Ware wieder sicher bei dir ankommt und du diese weiterverkaufen kannst.
Lesetipp: Wir zeigen dir, wie du dein Retourenmanagement optimieren kannst.
Fazit
Der internationale Versand bietet dir eine Möglichkeit, deinen Kundenkreis auf weitere Märkte auszuweiten und so mehr Umsätze zu generieren. Natürlich bedeutet das auch, dass du deine Prozesse anpassen musst. Überlege dir also genau, für welche Länder und Regionen du den Versand deiner Artikel anbieten willst und setze dich dann mit deiner lokalen Zielgruppe auseinander. Den passenden Versanddienstleister zu finden ist eine der wichtigsten Aufgaben und hängt ganz davon ab, welche Geschwindigkeit, Preise und Absicherungen du für deinen Versand voraussetzt. Zudem musst du die unterschiedlichen rechtlichen Voraussetzungen deiner Zielländer beachten und mögliche Zollgebühren und Ähnliches vorab kommunizieren, sodass deine Kundschaft nicht von versteckten Kosten überrascht wird.