Wenn du ein neues Produkt in deinem Einzelhandelsgeschäft einführst, kann die passende Preisgestaltung durchaus eine Herausforderung sein. Wie kannst du einen Verkaufspreis berechnen, der hoch genug ist, um einen Gewinn zu erzielen, aber nicht so hoch, dass er deine Kund:innen abschreckt?
Es gibt eine Vielzahl von mathematischen Formeln, die bei der Preiskalkulation, der Bestimmung der Marge, des Aufschlags, des Abschlags und der Rentabilität verwendet werden. Wenn du aber für Produkte im Direktverkauf und für den Großhandel einen Verkaufspreis berechnen möchtest, gibt es tatsächlich nur eine kleine Auswahl, die du kennen solltest.
In diesem Artikel werden wir dir einige Formeln für deine Verkaufspreis Kalkulation vorstellen. Mit diesen kannst du erfolgreiche Preisstrategien für dein Produkt entwickeln – egal ob du im Großhandel oder Einzelhandel verkaufst.
Wie kann ich den Verkaufspreis berechnen?
Als Erstes recherchierst du dein Marktsegment, um herauszufinden, was deine Kundschaft erwartet. Daraufhin kalkulierst du deine Herstellungskosten. Zusammen mit deiner gewünschten Gewinnspanne ergibt sich dein Großhandelspreis und deine unverbindliche Preisempfehlung für den Einzelhandel. Verkaufst du deine Produkte nicht nur B2B, sondern auch B2C, solltest du dir eine duale Preisstrategie überlegen.
Schritt 1: Recherchiere deinen Markt
Bevor du für ein Einzelhandelsprodukt den Verkaufspreis berechnest, solltest du bestimmen, welches Marktsegment du erobern möchtest und wo du dich selbst darin einordnest. Bist du zum Beispiel eine Discount-Marke, eine moderne Marke oder eine Designermarke?
Wenn ein niedrigerer Preis dein Wettbewerbsvorteil ist, solltest du dies bei deinen Recherchen im Hinterkopf behalten und deine Verkaufspreis-Kalkulation entsprechend anpassen. Auch eine Zielgruppenanalyse ist wichtig. Wenn deine Zielkund:innen eher preisbewusst sind oder ein hochwertiges High-End-Produkt suchen, sind dies ebenfalls Faktoren, die du bei der Marktforschung berücksichtigen solltest.
Weiterführende Informationen
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Schritt 2: Kalkuliere deine Herstellungskosten
Die Herstellungskosten sind eine weitere wichtige Komponente deiner Preiskalkulation. Sie umfassen die Gesamtkosten für die Herstellung oder den Kauf eines Produkts, einschließlich Material, Arbeit und aller zusätzlich anfallenden Kosten, um die Waren in den Bestand und Verkauf zu bringen.
Die Herstellungskosten eines Produkts können mit der folgenden Berechnung bestimmt werden:
Gesamte Materialkosten + Gesamte Arbeitskosten + Zusätzliche Kosten und Gemeinkosten = Herstellungskosten
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Schritt 3: Lege deinen Großhandelspreis fest
Im weiteren Verlauf deiner Verkaufspreis-Berechnung wird der Großhandelspreis ermittelt. Ein guter Ausgangspunkt für die Festlegung deines Großhandelspreises ist die Multiplikation deiner Herstellungskosten mit dem Faktor zwei. Dadurch wird sichergestellt, dass deine Gewinnspanne im Großhandel mindestens 50 % beträgt.
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Was ist die Gewinnspanne?
Die Gewinnspanne ist der Bruttogewinn, den ein Einzelhändler oder eine Einzelhändlerin beim Verkauf eines Artikels erzielt.
Modelabels beispielsweise streben typischerweise eine Gewinnspanne von 30 bis 50 % im Großhandel an. Händler:innen, die direkt an Verbraucher:innen verkaufen, streben dagegen eine Gewinnspanne von 55 bis 65 % an. Die Gewinnspanne wird oft auch als Marge oder Aufschlagprozentsatz bezeichnet.
Nehmen wir zum Beispiel an, du verkaufst Badeanzüge. Wenn du für jeden gekauften Badeanzug 25 Euro bezahlst und diesen für 50 Euro pro Stück verkaufst, beträgt deine Gewinnspanne pro Anzug 25 Euro oder 50 %.
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Die prozentuale Einzelhandelsmarge kann mit der folgenden Formel ermittelt werden:(Verkaufspreis - Kosten) / Verkaufspreis = Einzelhandelsmarge in %
Für unsere Badeanzüge sähe das so aus:
(50 Euro Verkaufspreis - 25 Euro Kosten) / 50 Euro Verkaufspreis = 0,5 oder 50 % Einzelhandelsmarge
Schritt 4: Lege deine unverbindliche Preisempfehlung (UVP) fest
Die unverbindliche Preisempfehlung (auch empfohlener Verkaufspreis) ist der Preis, den ein Unternehmen den Händler:innen für ihr Produkt empfiehlt. Es sollte in jedem Fall gewährleistet sein, dass die Einzelhändler:innen deinen UVP einhalten, damit sie dich oder deine anderen Einzelhandelspartner:innen nicht unterbieten.
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Mit der folgenden Formel kannst du den Verkaufspreis berechnen:
Großhandelspreis / (1 - Aufschlagprozentsatz) = Einzelhandelspreis
Beispiel 1:
Hier ist ein Beispiel, das auf einem Großhandelspreis von 30 Euro und einem Aufschlagprozentsatz von 60 % basiert:
- Konvertiere den Aufschlagprozentsatz in eine Dezimalzahl: 60 % = 0,60
- Subtrahiere diesen Wert von 1 (um den Kehrwert zu erhalten): 1 - 0,60 = 0,40
- Teile den Großhandelspreis durch 0,40
- Das Ergebnis ist dein Verkaufspreis
30 € Großhandelspreis / (1 - 0,60) = 75 € Verkaufspreis
Recherchiere deinen Markt, um zu sehen, wie andere vergleichbare Marken oder Einzelhändler:innen ihre Preise kalkulieren. Dann kannst du rückwärts arbeiten, um zu sehen, ob dein angestrebter Verkaufspreis auf Basis deiner Herstellungskosten realisierbar ist.
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Beispiel 2:
Wenn dein angestrebter Einzelhandelspreis z. B. 60 € beträgt und du deinen Großhändler:innen eine Einzelhandelsmarge von 55 % und dir selbst eine Großhandelsmarge von 50 % einräumen möchtest, kannst du mit dieser Formel zur Preiskalkulation rückwärts arbeiten und den Großhandelspreis berechnen:
- Konvertiere den Aufschlagprozentsatz in eine Dezimalzahl: 55 % = 0,55
- Subtrahiere diesen Wert von 1 (um den Kehrwert zu erhalten): 1 - 0,55 = 0,45
- Multipliziere den Verkaufspreis mit 0,45
- Das Ergebnis ist dein Großhandelspreis
Einzelhandelspreis x (1 - Einzelhandelsmarge) = Großhandelspreis
60 € Verkaufspreis x (1 - 0,55) = 27 € Großhandelspreis
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Berechne deinen Zielkostenpreis (Warenkosten), um eine Großhandelsmarge von 50 % zu erhalten:
- Konvertiere den Aufschlagprozentsatz in eine Dezimalzahl: 50 % = 0,50
- Subtrahiere diesen Wert von 1 (um den Kehrwert zu erhalten): 1 - 0,50 = 0,50
- Multipliziere den Großhandelspreis mit 0,50
- Das Ergebnis ist dein Zielkostenpreis
Großhandelspreis x (1 - Großhandelsmarge) = Zielkostenpreis
27 € Großhandelspreis x (1 - 0,50) = 13,50 € Zielkostenpreis
Schritt 5: Lege zwei Preispunkte fest
Wenn du also deine Produkte im Großhandel an Einzelhandelspartner:innen und über deine Website oder deinen Pop-up-Shop direkt an Verbraucher:innen verkaufst, macht die Entwicklung einer dualen Preisstrategie definitiv Sinn. Indem du deine Preiskalkulation für verschiedene Verkaufsziele durchführst, kannst du sicherstellen, dass du zu jedem Zeitpunkt einen Gewinn erzielst – unabhängig davon, ob du deine Produkte im Groß- oder Einzelhandel verkaufst.
Lesetipp: Der Produktlebenszyklus ist ein wichtiges Modell, um deine Produkte effektiv zu managen. Was sich dahinter verbirgt, erfährst du in diesem Beitrag.
Das bedeutet, dass du einen externen Einzelhandelspreis für deine Produkte festlegst, der auf deiner Website aufgeführt ist und den deine direkte Kundschaft sehen. Hinzu kommt ein separater Großhandelspreis, den du dem Großhandel oder potenziellen Großhandelskund:innen in Form einer Preisliste mitteilst.
Wenn du im Großhandel verkaufst, wirst du wahrscheinlich bei jeder Bestellung eine größere Menge verkaufen. Dadurch kannst du die Produkte entsprechend günstiger verkaufen und einen niedrigeren Preis kalkulieren.
Du kannst deine Margen berechnen sowie die Großhandelspreise und die empfohlenen Einzelhandelspreise für deine Produkte festlegen.
Lesetipp: Mit dynamischen Preisen kannst du deine Preisstrategie erweitern und dir bei der richtigen Umsetzung stetige Verkäufe sichern.
Wenn du zum Beispiel Badeanzüge entwirfst und herstellst und diese über den Groß- und Einzelhandel verkaufst, musst du die folgenden Zahlen berücksichtigen:
Herstellungskosten: 15 €, um einen Badeanzug herzustellen
Großhandelspreis: 30 €
Unverbindliche Preisempfehlung (UVP): 75 €
Deine Großhandelsmarge:
50 % Großhandelsmarge = (30 € Großhandelspreis - 15 € Herstellungskosten) / 30 € Großhandelspreis
Die Marge der Händler:innen, wenn sie deinen UVP verwenden:
60 % Einzelhandelsmarge = (75 € Einzelhandelspreis - 30 € Großhandelspreis) / 75 € Einzelhandelspreis
Deine Einzelhandelsmarge beim direkten Verkauf an den/die Verbraucher:in (D2C):
80 % Einzelhandelsmarge = (75 € Einzelhandelspreis - 15 € Herstellungskosten) / 75 € Einzelhandel
Mit der oben beschriebenen Verkaufspreis-Kalkulation für den Groß- und Einzelhandel erzielst du eine Bruttogewinnspanne von 50 % bei deinen Großhandelsbestellungen und 80 % bei deinen Direktbestellungen.
Alternative: Preisberechnung mit der Vorwärtskalkulation
Die Vorwärtskalkulation ist eine weitere Möglichkeit, um den Verkaufspreis für Produkte oder Dienstleistungen zu berechnen. Hier beginnst du mit dem Einkaufspreis deiner Produkte (Listeneinkaufspreis) und berechnest in kleineren Zwischenschritten den Verkaufspreis deines Angebots (Listenverkaufspreis).
Die Schritte werden dabei unterteilt in:
- Bezugskalkulation: Ermittlung des Einstandspreises der Ware
- Selbstkostenkalkulation: Gemeinkosten zum Einstandspreis addieren
- Verkaufskalkulation: Berechnung des Listenverkaufspreises
Im Folgenden erklären wir dir die einzelnen Schritte etwas genauer:
1. Bezugskalkulation
Zunächst beginnst du mit dem Listeneinkaufspreis (Einkaufspreis für die Ware) und ziehst den Lieferantenrabatt ab. Daraus ergibt sich der Zieleinkaufspreis, den du als Händler:in bezahlst, wenn du keinen Lieferantenskonto erhältst. Wenn du Skonto erhältst, wird auch dieser Wert abgezogen. So erhältst du den Bareinkaufspreis. Nun addierst du noch die Kosten dazu, die während der Lieferung anfallen (z.B. Versandkosten), die sogenannten Bezugskosten.
Kategorie | % | Wert |
Listeneinkaufspreis – Lieferantenrabatt |
10 % |
200,00 € – 20,00 € |
= Zieleinkaufspreis – Lieferantenskonto |
3 % |
180,00 € – 5,40 € |
= Bareinkaufspreis + Bezugskosten |
174,60 € + 40,00 € |
|
= Bezugspreis | 214,60 € |
Jetzt hast du den Bezugspreis (auch Einstandspreis) berechnet. Dieser entspricht im Endeffekt den endgültigen Anschaffungskosten von Produkten. Der Bezugspreis kann dir also helfen, die Preise einer Ware von verschiedenen Anbieter:innen zu vergleichen.
2. Selbstkostenkalkulation
Im nächsten Schritt werden alle Kosten berücksichtigt, die bei dir durch allgemein anfallende Kosten entstehen (Gemeinkosten). Das können beispielsweise Kosten für Miete oder Personalkosten sein. Sie werden prozentual zum Bezugspreis hinzugerechnet. Daraus ergibt sich der Selbstkostenpreis.
= Bezugspreis + Gemeinkosten |
50 % |
214,60 € + 107,30 € |
= Selbstkostenpreis | 321,90 € |
3. Verkaufskalkulation
In diesem Schritt berechnest du den Verkaufspreis der Ware. Dieser muss so hoch sein, dass alle anfallenden Kosten gedeckt sind und zusätzlich ein Gewinn für dich herausspringt.
Den Barverkaufspreis berechnest du, indem du den Gewinnzuschlag (Prozentsatz für den gewünschten Gewinn) hinzurechnest. Anschließend müssen Skonti und Rabatte für die Kund:innen einkalkuliert werden. Die jeweiligen Prozentwerte multiplizierst du mit dem Barverkaufspreis und dem Zielverkaufspreis.
Kundenskonti und -rabatte musst du dabei allerdings rückwärts berechnen. Wenn die Kund:innen beispielsweise ein Skonto von 3 % beim Zielverkaufspreis, ist das, was nach Abzug der 3 % übrig bleibt, der Barverkaufspreis (97 %). Um den Betrag des Kundenskonti auszurechnen, dividierst du also den Barverkaufspreis 386, 28 € durch 97 und multiplizierst das Ergebnis mit 3. Daraus ergibt sich ein Kundenskonto von 6,98 €. Die Berechnung des Kundenrabatts funktioniert genauso.
Im letzten Schritt rechnest du die Umsatzsteuer dazu, um den Listenverkaufspreis zu berechnen.
= Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag |
20 % |
321,90 € + 64,38 € |
= Barverkaufspreis + Kundenskonto |
3 % |
386,28 € + 6,98 € |
= Zielverkaufspreis + Kundenrabatt |
10 % |
393,26 € + 43,69 € |
= Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer |
19 % |
436,95 € + 83,02 € |
= Bruttoverkaufspreis | 519,97 € |
Fertig! Du hast mit der Vorwärtskalkulation den Bruttoverkaufspreis berechnet!
In diesem Video (auf Englisch) geben wir dir weitere Tipps für deine Preisstrategie!
Preiskalkulation im Groß- und Einzelhandel: Zusammenfassung
Nachdem du nun ein besseres Verständnis der Formeln zum Verkaufspreis Berechnen hast, kannst du loslegen. Du kannst eine Tabelle erstellen, die deine Produkte nach Stilnummer und Name auflistet und Spalten für die Herstellungskosten, den Großhandelspreis, die Großhandelsmarge, den Einzelhandelspreis und die Einzelhandelsmarge enthält.
Verwende die Formeln zur Preiskalkulation oben, um ein Kalkulationsdiagramm zu erstellen, in das du jedes Mal Zahlen einfügen kannst, wenn du für ein neues Produkt Verkaufspreise berechnen musst.
Wenn du noch auf der Suche nach Inspiration für deinen Shop bist, beschäftigen wir uns in diesem Blogbeitrag mit der Frage: "Was lässt sich gut verkaufen?"
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