Durch was erreicht man am besten Aufmerksamkeit? Genau! Originalität! Heutzutage ist das schwer geworden. Wir werden geradezu mit Marketingmaßnahmen überschwemmt, die manchmal ziemlich aufdringlich sein können. Gute Werbung zu produzieren, die sich abhebt, ist meist nur noch durch hohe Kosten und großen Aufwand möglich.
Guerilla Marketing setzt auf etwas ganz Anderes: auf das „WOW“. Es ist die Kunst, durch einmalige und kreative Werbeaktionen, die Aufmerksamkeit selbst derer zu erreichen, die sich nicht mit dem Produkt oder der Dienstleistung identifizieren. Diese Marketingstrategie zielt darauf ab, mit geringem Budget und Aufwand einen Überraschungseffekt bei einem großen Kreis an Personen zu erreichen.
Wie die unkonventionelle Werbemethode funktionieren kann und was genau dahinter steckt, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist Guerilla Marketing?
Der Begriff Guerilla Marketing lässt sich vom Guerillakampf ableiten, bei dem Gegner:innen durch unkonventionelle Taktiken geschwächt werden sollen. Beim Guerilla Marketing zielt man ebenfalls darauf ab, durch außergewöhnliche Maßnahmen einen Vorteil gegenüber den Wettbewerber:innen zu erlangen. Es geht bei der Strategie also um untypische Maßnahmen, die sich von der Masse abheben sollen.
Die Guerilla Marketing Instrumente
Es stehen unterschiedliche Arten des Guerilla Marketing zur Verfügung, um deine Kampagne zu gestalten. Häufig richten sie sich nach der Zielgruppe. Guerilla Marketing funktioniert am besten, wenn die Kampagne bisher einzigartig ist und sie für die potenziellen Kund:innen unerwartet erscheint.
- Ambient Marketing: Diese Form der Kampagne zielt darauf ab, das Lebensumfeld der Zielgruppe unverhofft zu verändern. Dazu werden öffentliche Plätze grundlegend umgestaltet, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dafür eignen sich Haltestellen, Flughäfen oder gut sichtbare Hauswände besonders. Beispielsweise werden temporäre und abnehmbare Elemente angebracht, wie Statuen oder Kunstwerke auf dem Bürgersteig.
- Ambush Marketing: Der Werbetreibende nutzt ein Großereignis oder ein bewegendes aktuelles Thema, um auf sein Produkt aufmerksam zu machen. Hierfür dienen beispielsweise Flashmobs oder andere unkonventionelle Aktionen.
- Sensation Marketing: Hierbei werden ungewöhnliche Aktionen wie beispielsweise spektakuläre Installationen am Point of Sale genutzt. Es wird auf den großen WOW-Effekt abgespielt. Wichtig ist, das Publikum aktiv mit einzubeziehen. Möglich wird das durch eine spontane Show, einen Flashmob, durch ein Event oder eine Installation an einem bestimmten Ort.
- Erlebnis-Marketing: Diese Art des Guerilla Marketings zielt darauf ab, eine Interaktion mit der Marke auszulösen. Das Erlebnis-Marketing kombiniert das Ambinet- und Ambush-Marketing und schafft Erlebnisse, die lange im Gedächtnis bleiben. Beispiele für diese Form des Marketings sind ein Pop-Up-Store oder eine Aktionswoche.
- Buzz Marketing: Auf diesem Wege sollen Gespräche über ein Produkt oder eine Marke in Gang gebracht werden. Sogenannte "Buzz Agents" bauen Vertrauen auf und verteilen Hinweise auf das Produkt. Dadurch wird ein Empfehlungscharakter erzeugt. Sie treten dabei aber nicht als Promoter:innen auf, sondern sollen eher wie Privatpersonen wirken, die einen Tipp weitergeben. Auch Proben an die Konsument:innen zu verteilen, fällt unter diese Form des Guerilla Marketings.
- Moskito Marketing: Diese Maßnahme nutzt Lücken im Marketing der Konkurrenz. So werden Schwächen ermittelt, die zum eigenen Vorteil genutzt werden können. Du kannst so Alleinstellungsmerkmale oder Besonderheiten, die dein Produkt von dem der Mitbewerber:innen unterscheiden, hervorheben und damit punkten. Beliebt sind hierbei Parodien auf die Werbung der Konkurrenz.
So funktioniert der Überraschungseffekt
Das Ziel, durch unkonventionelle Maßnahmen auf sich aufmerksam zu machen, kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Je fokussierter deine Aktion auf die Zielgruppe abgestimmt ist, desto größer ist die Chance auf virale Verbreitung.
Zu diesem Zweck werden mitunter drastische Mittel eingesetzt. Maßnahmen im Guerilla Marketing dürfen schockieren, erschrecken, Schadenfreude erzeugen, Tabus brechen oder verhöhnen. Aber: Die potenziellen Kund:innen sollten sich von der Maßnahme nie angebiedert fühlen.
Einige beliebte Taktiken dafür sind unter anderem:
- Wild Posting: Bei dieser Taktik wird möglichst jede freie Fläche im Umfeld mit Stickern beklebt und plakatiert, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
- Bluespamming: Befinden sich Besitzer:innen von Smartphones in einem Hotspot im öffentlichen Raum, erhalten sie unaufgefordert Inhalte oder Werbung angeboten.
- Fahrzeugwerbung: Ein auffälliges Fahrzeug mit origineller Werbung, sollte da platziert werden, wo die Zielgruppe es sehen kann und parken erlaubt ist. Damit ist nicht der gebrandete Firmenwagen gemeint, sondern etwas wirklich Auffälliges.
- Product Placement: Diese Form wird auch als Schleichwerbung bezeichnet. Die Werbung sollte so getarnt sein, dass sie nicht als solche wahrgenommen wird.
- Projektionen: Durch entsprechende Ausrüstung lassen sich außergewöhnliche Werbebotschaften auch an Hauswände projizieren.
- Gimmicks verteilen: Besonders infrage kommen T-Shirts, Kappen, Schals oder Jutebeutel. Ziel ist, dass die Beschenkten sie in der Öffentlichkeit tragen und so die Werbebotschaft verbreiten.
- Streetbranding: Auch Reverse Graffiti genannt. Dabei werden auf verunreinigten Straßen, Mauern und Wänden Schablonen aufgesetzt. Die Flächen werden nicht mit Farbe gefüllt, sondern geputzt. Hier greift der Sachverhalt der Sachbeschädigung nicht - im Gegensatz zu einem richtigen Graffiti.
Lesetipp: Weitere Formen für effektive Produktwerbung stellen wir dir in diesem Beitrag vor.
Erfolgsfaktoren für gelungenes Guerilla Marketing
Damit deine Marketingstrategie zum Erfolg wird, solltest du einige Dinge beachten.
- Klare Zielsetzung: Um den Erfolg deiner Kampagne messen zu können, sind klare Ziele und deren Messung notwendig.
- Definition der Zielgruppe: Damit deine Werbeformen wirken, solltest du sie auf potenzielle Kund:innen ausrichten und nicht einfach auf die breite Masse.
- Festlegung des Budgets: Überlege dir, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen und plane darauf aufbauend deine Aktion.
- Technisches Setup: Geht eine Aktion durch die Decke und erzeugt viele Reaktionen sollte deine Website Traffic-Spitzen verkraften und deine Social Media Kanäle optimal betreut werden.
- Genehmigungen: Möchtest du auf Nummer sicher gehen und Ärger vermeiden, solltest du dir im Vorfeld relevante Genehmigungen einholen.
- Zeitplan: Deine Aktionen sollten genau geplant werden, um zum optimalen Zeitpunkt und über einen definierten Zeitraum ausgespielt zu werden.
Lesetipp: Du willst eine Landing Page für deine Strategie nutzen? Hier zeigen wir dir, wie’s geht!
Verlass dich nicht nur darauf, dass deine Aktion allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert. Am besten machst du selber ein paar Fotos und Videos und zeigst sie auf deiner Homepage und in den sozialen Medien. Lass dir ein paar Aufhänger einfallen, die in regelmäßigen Abständen das Thema wiederbeleben, um in aller Munde zu bleiben.
Guerilla Marketing: Welche Risiken gibt es?
Neben den Vorteilen, die die Taktik bietet, gibt es auch Risiken, die unbedingt beachtet werden sollten. So vielfältig die Maßnahmen für Guerilla Marketing sind, so schnell kann der Schuss auch nach hinten losgehen.
- Negative Reaktionen: Die Werbewirkung und -verbreitung kann nur bedingt beeinflusst werden, wenn sie einmal im Umlauf ist. Da die Taktik meist gezielt kontrovers oder sogar offensiv ist, besteht das Risiko einer negativen Reaktion der breiten Masse.
- Wiederholung: Wird eine originelle Idee von einer existierenden Werbemaßnahme aufgegriffen, kann die Taktik ebenfalls scheitern. War die Idee doch schon etwas zu häufig zu sehen, verliert sie ihren Überraschungseffekt und wird weniger stark wahrgenommen.
- Undurchdachte Taktik: Es ist wichtig, dass die Marketing-Aktion zu deinem Unternehmen, Portfolio und deiner Klientel passt. Ist sie nur gewollt originell, kann es schnell peinlich werden und Bestandskund:innen verschrecken.
- Ordnungswidrigkeiten: Manche Werbeformen sind im öffentlichen Raum nicht ohne Weiteres erlaubt und bedürfen der Zustimmung des Bau- oder Ordnungsamtes. Also informiere dich unbedingt vorab über die rechtlichen Gegebenheiten, um dieses Fettnäpfchen zu vermeiden.
Damit du all diese Risiken bestmöglich vermeiden kannst, solltest du alle möglichen Szenarien deiner Guerilla Marketing Kampagne durchspielen, um bei möglichen Gefahrenstellen eingreifen zu können. Wichtig ist auch, dass die Kampagne durch ein entsprechendes Monitoring und Tracking überwacht wird, damit sie im Nachgang ausgewertet werden kann.
Beispiele für Guerilla Marketing
Das Guerilla Marketing lebt, wie nun ausführlich beschrieben, von einem gewissen WOW-Effekt und Alleinstellungsmerkmal. Theoretisch haben wir dir bereits erklärt, wie das funktioniert. Damit du aber genau nachvollziehen kannst, wie so eine Marketing-Aktion aussehen kann, haben wir dir drei inspirierende Beispiele mitgebracht, in denen ein Guerilla Marketing umgesetzt wurde.
1. Colgate
Ein berühmtes Beispiel für Guerilla Marketing liefert die Mundhygienemarke Colgate. Es ist zwar eine übliche Marketing-Aktion, Werbegeschenke oder Tester zu verteilen, doch Colgate hat sich etwas Kreatives ausgedacht, um dabei auf die Wichtigkeit der eigenen Produkte aufmerksam zu machen. Colgate verteilte als Marketing-Aktion an Kund:innen Eis am Stiel. Das klingt zunächst kontraproduktiv für das Vermarkten von Mundhygieneprodukten wie Zahnpasta. Doch sobald das Eis von den Konsument:innen aufgegessen wurde, kam als Stiehl eine Zahnbürste zum Vorschein, die für die Relevanz des regelmäßigen Zähneputzens vor allem nach zuckerhaltigen Lebensmitteln wie Eis stehen sollte.
2. Fritz-Kola
Dem Getränkehersteller Fritz-Kola ist es auf beeindruckende Art und Weise gelungen, ein gesellschaftspolitisches Motiv in ihre Guerilla-Marketingaktion zu integrieren. So setzt das Unternehmen schon seit der Gründung auf Mehrwegflaschen aus Glas, was nachhaltiger ist als das Verwenden von Plastikflaschen. Mit der Aktion „Trink aus Glas“ wollte Fritz-Kola zum einen natürlich Werbung für das eigene Unternehmen machen, aber eben auch die Menschen dazu animieren, umweltfreundlicher zu handeln. In mehreren Großstädten stellten sie dafür plastikkritische Installationen mit dem Hashtag #trinkausglas aus, die auf dieses gesellschaftsrelevante Thema hinweisen sollten.
3. BDX Media x ABOUT YOU
Eine kreative Aktion von der Leipziger Agentur BDX Media hat für einigen Buzz und viele Reaktionen sowohl für die Agentur als auch für ABOUT YOU gesorgt. Mit einem Anhänger und einem kreativen Visual ist BDX Media durch Hamburg getourt und hat sowohl zu Land als auch zu Wasser für eine Kooperation geworben. Diese Aktion sorgte nicht nur für viele Reaktionen auf den einschlägigen Social Media Kanälen, sondern wurde ebenso von der Presse aufgegriffen.
Fazit
Spektakulär, spektakulärer, Guerilla Marketing! Die besonders kreative Werbemethode bleibt in den Köpfen der Konsument:innen haften. Aber auch mit subtilen Aktionen, kann viel Aufsehen erzeugt werden. Die Taktik sollte also nicht als “Effekthascherei” gesehen werden – sie ist nie auf billige Effekte aus. Es gehört ein gewisser Anspruch dazu, mit unkonventionellen Maßnahmen auf sein Produkt aufmerksam zu machen. Vergiss nicht: Außergewöhnlich bedeutet dabei nicht nur ins Aug zu fallen, sondern im Gedächtnis zu bleiben.
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